Wo stellt man denn eigentlich so ein Expeditionsmobil in Lkw-Größe hin? Diese Frage begleitete uns vom Zeitpunkt des Kaufes an. Klar, es gibt diverse Möglichkeiten von Scheunen bis zu angemieteten Hallen, wo andere ihre Wohnwagen oder Boote unterstellen. Doch klar war auch, wir würden zwar ein fertiges Trägerfahrzeug haben, doch bis zum reisebereiten Exmo war es noch ein weiter Weg. Denn die Kabine hinten drauf war noch leer. Von den Möbeln über die Wasser- und Stromversorgung bis hin zur Heizung wollten wir alles selber bauen. Und uns war jetzt schon bewusst: Wir hatten keine Vorstellung davon, was uns erwartete.
Stellplatz mit gewissen Extras
Die Scheune, die wir suchten, musste also besondere Voraussetzungen erfüllen: Sie sollte eine Stromversorgung haben, um dort eine Werkstatt einrichten und betreiben zu können, sie sollte in irgendeiner Form beheizbar sein, da wir ja auch im Winter bauen wollten und sie sollte möglichst im Umkreis von maximal einer halben Stunde erreichbar sein, damit wir auch für kurze Zeitfenster in die Werkstatt fahren konnnten. Am Bodensee ein Ding der Unmöglichkeit: Typische Unterstellmöglichkeiten waren hier meist schon an Bootsbesitzer vermietet, sehr teuer und oft auch noch zu klein. Je mehr wir darüber nachdachten, Mietanzeigen studierten und im Bekanntenkreis herumfragten, umso klarer wurde uns, dass unser Steyr für die Umbauphase auf unserem Grundstück Platz finden musste.
Immer wieder stiefelten wir mit Meterstäben bewaffnet ums Haus und maßen Carport, Einfahrt und Garten aus. Leider wurde der Carport nicht höher und von der Einfahrt aus hätte der Lkw in die Straße geragt. Blieb also nur der Garten. Wir erkohren den etwa drei Meter schmalen Streifen Rasen zur Straße hin aus. Pläne, wie Pflaster verlegen, Kiesbett ausbaggern und aufschütten oder Metallplatten unterlegen, verwarfen wir nach einigen Diskussionen wieder – schließlich sollte hier ein Allrad-Fahrzeug anrollen. Nur eine einfache Treppe baute Toralf, um die kleine Trockenmauer aus Muschelkalk, die wir überwinden mussten, etwas zu entlasten. Nicht, dass die für den Lkw ein Problem gewesen wäre. Die Hecke fällten wir vorsichtshalber dennoch vorher. Dass Einparken trotzdem gelernt sein will, sollten wir erst noch erfahren.
Die Aufregung ist groß
In der Nacht, Mitte Oktober, bevor wir unseren Steyr im Odenwald abholten, konnten wir kaum schlafen – so aufgeregt waren wir. Morgens um 5 Uhr ging es zu fünft mit dem Mietwagen los Richtung Frankfurt. Um 9 Uhr standen wir auf dem Hof von Excap. Jetzt, als es soweit war, trauten wir uns kaum in die Halle. Doch langsam sickerte es in unser Bewusstsein: Der Moment, auf den wir ein Jahr hingesehnt hatten, war endlich da.
Ganz genau schauten wir uns jede Schraube und jede Klappe an. Letzte Nachbesserungen wurden gleich vor Ort erledigt und kaum vier Stunden später rollten wir auf unserem eigenen 4x4 vom Gelände. Was für ein erhabenes Gefühl, dieses Ungetüm durch die engen Straßen des Odenwaldes zu lenken! Im nächsten Ort wurde zum ersten Mal vollgetankt (130 Liter (plus die vorhandenen ca. 50 Liter im Tank) sind schon eine Hausnummer – und wir haben noch den kleinen Tank), dann gaben wir den Mietwagen ab und los ging es auf die Autobahn. Es war schon dunkel, als wir rund sechs Stunden später nach Immenstaad einrollten.
Noch eine Schleife um den Kreisverkehr und wir standen bereit für unser erstes Parkmanöver vor unserem Haus. Doch wir hatten eines nicht bedacht: Wenn man im 45-Grad-Winkel rückwärts eine Mauer hochfährt (anders ging es aufgrund unseres Carports nicht), dann fährt ein Hinterrad vor dem anderen nach oben. Das heißt, der Lkw neigt sich zur Seite. In unserem Fall neigte er sich in Richtung der Carport-Ecke, die wir ja eben mühsam versuchten zu umkurven. Egal, wie wir die Rampe anfuhren, immer wieder kamen wir mit dem Koffer der Kante auf etwa zehn Zentimeter gefährlich nahe. Nach einer halben Stunde Rangierens gaben wir auf und verlegten das Einparken auf den nächsten Tag. Überraschenderweise entpuppte sich die Einfahrt als exakt so breit, dass der Steyr mit dem Heck über der Mauer, Stoßstange Grundstücksgrenze, für ein paar Stunden darauf Platz fand.
Ausgeruht starteten wir einen erneuten Versuch. Die Treppe hatten wir nun einseitig so verlängert, dass beide Hinterräder gleichzeitig nach oben fuhren. Und diesmal klappte es. Zwei-, dreimal hin und zurück und der Steyr stand so auf unserem Rasen, zwischen Kellertreppe und Hecke, wie wir ihn haben wollten.
Erste Offroad-Tour im eigenen Garten
Eine Woche später unternahmen wir eine erste Ausfahrt in Richtung Allgäu und am letzten Oktoberwochenende noch einmal am Bodensee entlang, bevor wir den Steyr in seine saisonkennzeichen-bedingte Winter- und Umbaupause schickten. Doch beim letzten Einparkversuch mussten wir noch einmal Lehrgeld zahlen: Weil wir den Einfahrtswinkel nicht auf Anhieb trafen, fuhren wir beim Rangieren immer näher an die Ränder der Holz-Treppe heran, die schließlich unter lautem Krachen unter den 7,3 Tonnen nachgab – wir steckten fest. Die Vorderräder standen noch unterhalb der Mauer, der Dachträger war etwa einen Meter vom Carport entfernt. Vorwärts ging nicht, rückwärts über die zerborstenen und schraubengespickten Rest der Treppe auch nicht. Also rückte Toralf mit der Kettensäge an. Immer wieder mit Holzstücken gegen Abrutschen sichernd, entfernten wir zunächst die alten Balken. Dann zimmerte Toralf eine neue Not-Rampe zusammen, auf der wir den Steyr schließlich in Zentimeter-Arbeit in seine finale Position bugsierten. Ja, Einparken will mit einem solchen Ungetüm wirklich gelernt sein.